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Deutschland rastet aus

4:1 in einem WM-Halbfinale gegen England und dabei rechtzeitig zurückgefunden zur spielerischen Leichtigkeit des Australien-Spiels. Der höchste Sieg in einem WM-K.o.-Rundenspiel seit 1966 (4:0 im VF gg Uruguay). Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Und viele Millionen unserer Mitbürger auch nicht. Von daher kam es zu einer friedlichen Explosion der Gefühle. Überall taumelten schwarz-rot-gold gewandete Fans glückselig durch die Republik. Und, dieser Spruch darf natürlich nicht fehlen, wildfremde Menschen lagen sich freudetrunken in den Armen. Egal, ob Kuttenträger oder Bikinimädchen, Bürohengste oder Reinemachefrauen, gestern waren alle einfach Schland! Dabei war es eigentlich von Haus aus klar, denn unsere Spieler,...

 

...Sie wollen Giganten sein 

Sie sind jung, motiviert, leichtfüßig, kämpferisch stark und auch ein Stück weit unberechenbar. Sie sind perfekte Repräsentanten für ein neues Deutschland. Sie haben ein Ziel: sie wollen bei dieser WM unbedingt mindestens ins Halbfinale und das streben sie mit aller Macht, aber ohne Verbissenheit, an. Sie sind bereit alles zu geben, für das Land, das wir lieben, aber indem viele von ihnen nicht geboren worden sind. Aber das ist nicht mehr als eine Randnotiz, denn Klose, Thomas Müller, Schweinsteiger und Özil wollen Giganten sein. In einem Atemzug genannt werden mit den Beckenbauers, Walters, Overraths, Netzers und Gerd Müllers. Mit den Weltmeistern. Das treibt sie an und deshalb ist diesem verschworenen und klugen Haufem ALLES zuzutrauen. Auch, dass sie Argentinien & Co. wegputzen und den Cup holen. Für sich, ihren Traum und für uns!!! JA, sie werden Giganten sein...!!!

 

Arne macht den Guido/Diego

So hat man ihn noch nie gesehen. Nicht nur die neue Frisur steht dem Bundesliga-Absteiger (!) Arne Friedrich hervorragend. Nein, auch die Fußstapfen eines Guido "Diego" Buchwald passen dem Herthaner wie angegossen. Mit stilistisch wertvoller Abwehrarbeit überzeugt er alle Experten, die vorher unisono an ihm gezweifelt haben. Seine Finten und Seitfallzieher, mit denen er den teutonischen Strafraum zur No-go-Zone erklärt, werden diverse Male in den Bilder-des-Jahres-Rückblicken auftauchen. Wie Diego Buchwald weiland 1990 spielt er sich dorthin, wo bislang noch kein Platz für ihn zu sein schien: In die Herzen der deutschen Fans. Dort längst angekommen, ist Vagabund Thomas "Man of the Match" Müller. Endlich befreit von starren taktischen Fesseln, und nicht mehr verschwendet als reiner Rechtsaußen, darf er sich wieder ins Sturmzentrum schleichen und hat sich mit zwei Toren und einem Assist selbst belohnt. Schon jetzt unnachahmlich, wie er sich kurze Zeit später ganz locker und entspannt in der Mixed Zone präsentierte, den Genuß diverser Bierchen gestand und schmunzelnd auf die Frage, wie er das alles mache, hinzufügte: "Ich kann ja nicht absichtlich schlecht spielen". Einfach beneidenswert dieser Mann. Wie macht der das bloß? Gut, dass niemand auf die Bayern Granden Hoeneß und Rummenigge gehört hat, die ihren Schützling nach der strapaziösen Saison vor einer kraftraubenden WM bewahren wollten. Alles zum Wohle des großen FCB natürlich und auch Löw musste förmlich gezwungen werden ihn mitzunehmen. Schwamm drüber, denn...


...Joachim Löw hat sein Meisterstück abgeliefert

Der Bundestrainer hat ziemlich viel richtig gemacht. Nicht nur die Wahl der Garderobe (der Strenesse-Einheitslook aus dem AUS-Spiel war wieder an der Reihe) hat voll eingeschlagen. Auch die taktische Ausrichtung war eine bravorös. Endlich hatten die Löws was für den Gegner Überraschendes zu bieten: Es war sehr clever den Engländern die größeren Spielanteile zu gewähren und sie dann mit gnadenlosem Tempofußball zu überrennen. Die älteren Herren von der Insel kamen bei den überfallartigen deutschen Kontern nicht hinterher. Genauso war es von Löw geplant gewesen, nahezu perfekt setzten seine Spieler die Vorgaben des Trainers um. Joachim Löw hat in diesem Achtelfinale seine Meisterprüfung abgelegt. Und wenn er jetzt noch seinen albernen Schal ablegen könnte, werde ich garantiert meine Mitgliedschaft in der Facebook-Gruppe "Jogi Löw, weg mit dem Bundes-Blödi" aufkündigen.

 

Keine Zeit für Nörgler

Kein Verständnis und erst recht keine Sympathie hege ich für Nörgler, die über das nicht gegebene "Wembley-" oder besser gesagt "Free State-Stadion-Tor" lamentieren. Ich fand das auch nicht gut, aber sowas passiert halt im Fußball  solange die FIFA den Duktus der Tatsachenentscheidung für unantastbar erklärt. Kein Grund für England danach nicht ins Spiel zurückzufinden und erst recht kein Grund den absolut überragend verdienten deutschen Sieg zu relativieren. Ich kann mich noch gut ans EM-Halbfinale 1996 erinnern, als Stefan Kuntz ein astreines Kopfballtor gelang, das aus unerfindlichen Gründen nicht anerkannt wurde. Darüber hat damals keiner großartig geredet. Wir sollten stattdessen Stolz sein auf bislang 9 blitzsauber erzielte Tore, alle aus dem Spielverlauf heraus. Nix mit Elfern oder Standards. Das ist eine ganz besondere Qualität. Noch nie hat Deutschland eine WM sportlich verpasst. Bei 17 Endrundenteilnahmen 16 x im Viertelfinale (also eigentlich immer bis auf 1938) bzw. unter den besten acht Teams der Welt gestanden. Am kommenden Samstag kann der zwölfte Einzug unter die letzten vier gelingen. Kein Land der Welt kann solch eine Bilanz aufweisen. Weder Brasilien, noch Italien und bestimmt keine Spanier. Aber bis auf erstere würden bestimmt gerne alle mit uns tauschen.So sieht's aus. Und es sind schon längst keine "deutschen Panzer" mehr, die da rollen, sondern die Spielzüge werden von einer fein geözilten Angriffsmaschinerie vorgetragen.

 

Zeit für Fußball 

Nachdem die Vorrunde mit einem handfesten Skandalspiel (BRA-PORT) zuende ging, boten die ersten vier Achtelfinals Fußball vom Allerfeinsten mit vielen tollen Toren - nicht zuletzt ein Verdienst der DFB-Truppe. Das kam überraschend, war es doch beim Sommermärchen 2006 genau andersrum, damals folgte tendenziell attraktiven Gruppenspielen eine tlw. gruselige K.-o.-Runde, kann aber gerne so weiter gehen. Schon heute, wenn die großen Mitfavoriten aus Brasilien und Holland die Bühne betreten, die sich aber, wenn sie sich gegen ihre Opponenten Chile respektive Slowakei durchsetzen, unweigerlich im Viertelfinale gegenseitig eliminieren. Die Oranjes konnten ihre drei Auftaktpartien samt und sonders gewinnen, weigerten sich aber beispielsweise gegen Japan vehement ihre Überlegenheit in Tore umzumünzen. Nach dem Führungstreffer wurde einfach die Existenz des gegnerischen Kastens geleugnet und damit auch indirekt die Bedeutung des traditionell "lekker Voetbals" unseres Nachbarns negiert. Ob sich das gegen die Slowaken rächt, die sich nach ihrem historischen Sieg über ein desaströses Italien im Aufschwung befinden? Ich glaube es nicht. Es wird sicher knapp, es wird schmutzig, aber die Holländer werden sich durchsetzen. Brasiliens Auftritte waren nicht dazu angetan, in ihnen DEN WM-Favoriten zu sehen. Früher wären die nie mit einem Zirkuspferd im Sturm (Robinho) an- und einer Doppelsechs aufgetreten. Am ehestens traut man anderen Südamerikanern zu, sie zu stoppen. Chile könnte Dungas Eleven in die Verlängerung zwingen. Schöne Spiele, liebe(r) Leser!

 

 

 

Tag(s) : #Dirki bloggt die WM-EM
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