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Italien is Out of Africa oder Italien macht den Weg frei

...ist zwar nur ein Spruch des "großen Philosophen" Bela Rethy (ZDF), aber dennoch gut. Schadenfreude ist mir grundsätzlich völlig fremd. Bei mir knallen keine Asti-Spumante-Korken, wenn Menschen durch Scheiben fliegen (Ausnahme: "Is was, Doc?"), ihre derangierte Kleidung sekundäre Geschlechtsmerkmale freilegt (Ausnahme: Janet Jacksons Nippelgate) oder Mannschaften / Vereine, denen ich weniger gut gesonnen bin, dem Mißerfolg anheim fallen (Ausnahme: Waldhof Mannheim). Wenn sowas passiert, denke ich auch immer an die echten Fans, die untröstlich sind. Wer Schadenfreude empfindet, der kann jederzeit als Nächstes dran sein, daran glaube ich fest. Das ist die eine Seite. Aber eine andere Geschichte ist, dass ich erstmals richtige Bitterkeit wegen des Unbills eines italienischen Teams empfinde. Früher hätte ich es nicht für möglich gehalten, Mitleid für die Trickser vom Apennin zu empfinden bzw. sie zu vermissen. Aber ich kann einfach keine Männer weinen sehen, vor allem keine italienischen. Dabei weinen die doch besonders gerne und häufig, eigentlich immer, aber dieses Mal waren die Tränen real. Zunächst habe ich mich während des Slowakei-Spiels immer gefragt: "Wo sind denn die Italiener? Die Blauen können es doch wohl nicht sein! Wann kommen die wirklichen Azurris? Es waren die echten, aber man konnte es kaum glauben. Aber als sie dann in der letzten Viertelstunde endlich ihr Herz in die Hände nahmen und leidenschaftlich kämpften um doch tragisch zu scheitern und anschließend schluchzend auf dem Boden zu liegen, da waren sie mir plötzlich  ganz nah, richtig sympathisch. Aus italienischen Glücksgöttern waren normale Menschen geworden, mit Fehlern und Schwächen. Nichts wird mehr sein wie zuvor bei dieser Weltmeisterschaft. Ein Achtelfinale gegen Holland hätte Millionen Fans elektrisiert. Stattdessen kreuzen nun die blassen, Unterarmtattoomänner aus Slowakien ihre Klingen mit den Niederlanden. Das ist einfach nicht dasselbe. Kann es auch gar nicht sein. Wenn schon Außenseitersiege, dann bitte doch nur, wenn Deutschland der Underdog ist. Und von Fabio Cannavaro müssen wir auch Abschied nehmen. Ich kenne viele Frauen, die werden das nicht verkraften. Wer Trost braucht... Ich bin ein guter Zuhörer....:)

 

Die Baustellen im deutschen Team

Übermorgen ist das große Spiel und  halb Deutschland gleicht einer Riesenbaustelle. Die Besetzung der Defensivabteilung kommt einer Operation am offenen Herzen gleich. Kriegt man Innenverteidigung (PM) und linke Flanke (HB, JB, LP, MJ) nicht stabilisiert, droht der Infarkt. Aber wer und und wie sollen die Stürmer Ronney, Defoe  und Flankengott Milner gestoppt werden? Ich weiß es selbst nicht. Vielleicht hat Joachim Löw ja noch rechtzeitig eine göttliche Eingebung für einen klugen Schachzug, der dann ausnahmsweise auch mal funktioniert.  Herberger, Helmut Schön und Kaiser Franz hätte man das zugetraut. Aber Herrn und Frau Löw? Zumindest sollte Miroslav Klose als echter Stoßstürmer wieder in die Angriffsmitte rücken. Dort wirkte Cacau leider etwas unglücklich. Bislang hat Schweinsteiger nicht nur seine Rolle als Mittelfeld-Chef überragend ausgefüllt sondern auch Schönheitsfehler im Abwehrverbund unermüdlich ausgebügelt. Nun bangt der DFB um seinen Einsatz gegen England, und es stellt sich die Frage: Wer könnte ihn zur Not ersetzen? Der Kader gibt nicht viele Ersatzkandidaten her. Der Trainer, der immer wieder betonte, dass sein Team einen nahezu wissenschaftlich  ausgeklügelten Plan hat, den es penibel galt einzuhalten, gestand: "Ich hoffe, er ist mit seiner Muskelblessur früh genug rausgegangen. Sein Ausfall wäre für unser Spiel gegen England nicht gerade von Vorteil." Die etwas umständliche Formulierung im Löw-Deutsch bedeutet übersetzt: Es wäre eine Katastrophe.  Ferndiagnosen verbieten sich zwar fast schon von selbst, aber Schweinsteiger, selten verletzt und bei seinen Bayern im Dauereinsatz, wird möglicherweise gegen England aufgrund der erlittenen Blessur fehlen. Aber auch eine, bei den hier geltenden Maßstäben, schnell eingehandelte Gelbsperre hätte für eine Absenz des Leaders sorgen können. Vor diesem Hintergrund scheint es immer unerklärlicher warum Löw und sein Stab keine wirklichen Alternativen mitgenommen  haben.  Antworten gab der Bundestrainer darauf nicht. Konnte er auch gar nicht. Gegen Ghana wechselte er Toni Kroos ein, im Testspiel gegen Ungarn schickte er Dennis Aogo in die Zentrale. Zwei Talente,  die beide im Zivilleben völlig andere Positionen bekleiden und den Stars von der Insel - bei allem Respekt - nicht gewachsen wären. Da rächt es sich, dass man auf  den erfahrenen Thomas Hitzlperger und den formstarken Mats Hummels verzichtet hat. Akteure, die man jederzeit hätte bringen können. Die Position des "Sechsers" ist im modernen Fußball so wichtig geworden, dass es fahrlässig ist, nicht über ausreichenden Ersatz zu verfügen.   


Der Weg zum Erfolg

Wir haben Respekt ihnen, sie haben Angst vor uns. Das kann man zumindest aus dem lauten Gebrüll, das von jenseits des Ärmelkanals herüberweht schließen. Die Unterstützung der Fans spricht  allerdings klar für den Gegner: 25.000 reiselustige Briten werden am Spielort Bloemfontein anwesend sein. Im Vergleich mit 2.500 versprengten Germany-Supportern schon eine beängstigende Übermacht. Da wird der Zustand des Nervenkostüms ein tragende Rolle einnehmen. Das es damit nicht zum besten bestellt ist, haben aber nicht nur unsere Jungs bewiesen. Auch die in unzähligen CL-Schlachten vermeintlich gestählten Engländer schwammen in den Schlußminuten gegen biedere Slowenen gehörig und bettelten quasi um den Ausgleich. Angst essen Seele auf. Ob der DFB dank seines besseren Teampsychologens, Hans-Dieter Hermann, das Rennen macht. Das wäre ein neuer Aspekt, aber wenn's hilft. Schließlich wird der Spitzenfußball doch längst im Kopf entschieden und der stets gut vorbereitete DFB hätte mal wieder alles richtig gemacht. Das Ballyhoo hat zwei Tage vor dem Showdown schon schwindelerregende Höhen erklommen. Keine Tabloid kommt mehr ohne langweilige Headlines a lá "Blitz, the Fritz" oder "Herr, we go again" aus.  Das "Kick `n´ rush for you, Franz", der Sun ist zugegebenermaßen ziemlich genial. Die TV-Sender nudeln in einer Endlosschleife Wembleytor und Elfmeterdramen durch. Wird Zeit, dass es endlich losgeht. England ist klarer Favorit, ob sie damit zurecht kommen? Portugal ist es im Viertelfinale 2008 gegen uns nicht gelungen. Die Pflichtspielbilanz ist aus unserer Sicht noch klar negativ, dies rührt aber vorwiegend aus den Anfangstagen der Balltreterei her. Der erste Sieg über die Three Lions gelang dem DFB erst am 01.06.1968! Seitdem wechseln sich Erfolge in steter Regelmäßigkeit ab und den letzten Vergleich der Rivalen haben die Engländer 2008 in Berlin gewonnen!!! Also wären wir wieder dran.

 

Go, get the Cup!

Und wenn nicht? Ich bin nicht bereit, mich mit einem Achtelfinaleinzug zufrieden zu geben. Das wäre kein Erfolg. Nichts, woran man sich an einsamen kalten Winternächten erinnern könnte. Ich will alles! Jetzt erst recht. Vermessen? Gar tollkühn? Nein, denn wir sind Deutschland! Und so fordern wir mit David Hanselmann: Go, get the Cup!

 

http://www.youtube.com/watch?v=858_IScClsQ&feature=related

 

Tag(s) : #Dirki bloggt die WM-EM
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