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Der Abstieg konnte nicht verhindert werden. Nun gilt es, sich auf die Gegebenheiten der neuen Liga einzustellen. Die baldige Rückkehr in den Profibereich ist für die Fortuna (über-)lebenswichtig und wäre Balsam auf die Wunden der Fans. Nimm mich volley analysiert die Situation und lotet unsere Chancen aus.

 

Vergangenheitsbewältigung, die Letzte

Die Saison 1998/99 war die mit Abstand schlimmste in der Vereinsgeschichte. Arrogante, selbstherrliche Spieler, wie Dobrowolski, Tare, Bach, Istenic und Nehrbauer hätten niemals für die Fortuna spielen dürfen. Unfähig zu jeder Selbstkritik, brachten sie Verein und Fans in eine bedrohliche Lage und raubten uns die Gelegenheit an einer äußerst attraktiven 2. Liga teilzunehmen. Alle Appelle an die Ehre und das Pflichtgefühl konnten bestenfalls ein kurzes Aufflackern von Leistungsbereitschaft bewirken. Lediglich Frank Juric, Daniel Addo und Harald Katemann bewiesen Engagement und werden neben Klaus Allofs den meisten Fans fehlen. Das die ehrenwerte Vision der neuen Fortuna bereits nach 10 Monaten scheiterte, ist sehr bedauerlich. Man muß dem Präsidium aber gratulieren, daß es einen radikalen Schnitt vollzog, und dabei verstärkt auf Talente aus den eigenen Reihen setzt.

 

Die neue „Neue Fortuna“

In Zukunft heißt es wieder Drittligafußball im Rheinstadion. 15 neue Spieler stießen bislang zum Kader. Mehr als jemals zuvor, aber auch die Gelegenheit zum Neubeginn für alle Akteure. Spieler und Trainer müssen zu einem Team zusammenwachsen. Eine gesunde Hierarchie muß sich herausbilden. Das alles wird eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. Diese müssen Umfeld, Medien und Fans dem Verein gewähren, sonst wird das unausgesprochene Ziel Aufstieg ein Traum bleiben. Fortuna braucht Kontinuität. Das Karussel, auf dem Spieler, Trainer und Präsidenten Platz nahmen und zuletzt immer schneller wieder heruntergeschleudert wurden, muß endlich gestoppt werden. Die Verantwortlichkeit des Präsidiums für jetzige und zukünftige Entscheidungen muß klar definiert sein. Ein Verweisen auf die Sünden der Vorgänger, darf als Ausrede nicht mehr herhalten.

 

Der Trainer 

Die Wahl Jürgen Gelsdorfs zu Fortunas neuem Trainer, wurde auch von kritischen Stimmen begleitet. Zu lebendig die Erinnerungen an seine recht erfolglose Zeit bei sechs Profivereinen. Echte Alternativen boten sich aber nicht an. Da Gelsdorf mit Gütersloh eine ansprechende Rückrunde gespielt hat und in den ersten Trainingstagen einen guten Eindruck hinterließ, hat er eine faire Chance verdient. Sehr wohlwollend nahm man seine Forderung an die Spieler zur Kenntnis, sich mit ihrem neuen Verein hundertprozentig zu identifizieren. Immerhin erhielt das Präsidium mit Gelsdorf seinen absoluten Wunschtrainer, wobei Vorstandssprecher Achenbach verlautbarte: „Mit ihm wollen wir so schnell wie möglich aus der Regionalliga heraus.“

Fortuna sollte nur ja nicht auf die Idee kommen, dieses Vorhaben durch eine Plazierung im Tabellenbereich 12-19 einzulösen um sich Richtung Oberliga zu verabschieden. Dann müßte Waterloo neu definiert werden.

Die Mannschaft
Das Potential des neuen Kaders ist schwer einzuschätzen. Fortuna benötigt sympathische Typen und Leistungsträger, die die Saison auch dann zu einem Erlebnis werden lassen, wenn man nicht bis zuletzt um den Aufstieg mitspielen kann. Das Trainergespann wird vermutlich wegen der noch fehlenden Abstimmung auf das klassische 3-5-2 Spielsystem zurückgreifen. Aufgrund ihrer Erfahrung dürften Bitzer, Nuorela, Radschuweit und Zedi der Abwehr Halt verleihen. Cartus, Weidemann, Jörres, Vossen und Prazenica werden im Mittelfeld die besten Chancen eingeräumt. Offen bleibt, ob Andreas Gensler oder Ganiyu Shittu eine laufstarke Ergänzung zu Sturmtank Breetveld bilden werden oder ob der Verein noch einen zweiten klassischen Mittelstürmer verpflichten wird. Die jungen Eigengewächse Kowski, Miletic, Heller und Demirci werden im Saisonverlauf ihre Chance bekommen. Ihnen ist zu wünschen, daß sie diese nutzen. Die jungen Spieler, die sich durchsetzen, müssen rechtzeitig langfristige Verträge erhalten, die auch im Falle des Aufstiegs weiter gelten.

 

Die Kinowelt

Was hat man ihn herbeigesehnt, den großen Sponsor, der uns vor einem Mini-Etat und den düsteren Prophezeiungen eines Herrn Jäger bewahren sollte. Doch wer wollte sich den - ach so attraktiven - Köder Fortuna schnappen? Und was hatte dieser Köder Schmackhaftes zu bieten? Eine Mannschaft? Nein. Eine Bundesligaplatz? Nicht mehr. Oh, Moment: Einen guten Namen, oder? Mit sehr viel Wohlwollen und verklärten Kindheitserinnerungen: Vielleicht. Fortuna hat gegenwärtig eher einen ideellen Wert. Kinowelt stellt dem Verein trotzdem für die kommenden Jahre Millionen-Etats in Aussicht. Ohne Gegenleistung? Kaum. Hinter jedem Engagement stehen knallhart durchkalkulierte Interessen. Der Investor diktiert die Bedingungen. Sentimentalitäten kann und will er sich nicht leisten. Und das ist absolut in Ordnung. Ohne Kinowelt, kann Fortuna nicht kurzfristig in die Bundesliga zurückkehren. Sollte es dazu kommen, muß Fortuna dann die anstehenden Fernseh- und Marketingeinnahmen mit dem Geldgeber teilen. Ein solcher Preis ist durchaus angemessen, angesichts der Alternative, die lautet: Jahrelanger Amateurfußball in Düsseldorf. Und das, kann ja wohl ernsthaft keiner wollen. Andererseits muß Kinowelt bereit sein, unternehmerische Risiken zu tragen. Bleibt der Erfolg wider Erwarten aus, wird das Unternehmen seine eingesetzten Gelder nicht amortisieren können und muß Abschreibungen vornehmen. Eine Rückzahlungsforderung inklusive Zinsen wäre gleichbedeutend mit dem sofortigen Konkurs des Vereins. Auch das, kann niemand wollen.

Deshalb wünschen wir Fortuna und der Kinowelt eine wirtschaftlich sowie sportlich erfolgreiche Zusammenarbeit für die nächsten Jahre zu beiderseitigem Vorteil.

 

Die Regionalliga

Unter den 19 Regionalligisten, befindet sich mit den Amateuren von Bayer Leverkusen nur eine Mannschaft, auf die wir schon in der Oberligasaison 93/94 getroffen sind. Neben dem Aufsteiger werden in der neuen Saison die Teilnehmer für die demnächst zweigleisige Regionalliga ermittelt (Platz 2 bzw. 3-11). Alles ab Platz 12 wird voraussichtlich viertklassig werden. Leichte Verschiebungen kann es durch die Zahl der Zweitligaab- und aufsteiger geben. Eine gewaltige Erhöhung aller Etats, verdeutlicht die besonderen Anstrengungen der Vereine, zu den elf Auserwählten zu gehören. Einfache Spiele wird es unter diesen Voraussetzungen nicht mehr geben. Fortuna muß sich auf einen gnadenlosen Konkurrenzkampf einstellen.

 

Die Gegner

1. Die Mitabsteiger aus Gütersloh, Uerdingen und Wattenscheid stehen vor einem ähnlichen Neubeginn wie Fortuna. Alle drei Teams werden die Regionalliga-Qualifikation erreichen. Viel mehr nicht.

 

2. Die arrivierten Teams aus Saarbrücken, Münster, Paderborn und  Verl sind letzte Saison knapp gescheitert und werden in diesem Jahr einen erneuten Anlauf Richtung zweite Liga unternehmen. Noch stärker einzuschätzen sind allerdings LR Ahlen und Sportfreunde Siegen. Eintracht Trier muß dagegen nach der Verpflichtung von Jörg Bach und dem Abgang von Carlo Werner mit einer verkorksten Saison rechnen. Für Rot-Weiß-Essen kommt ein Angriff auf die Spitzengruppe zu früh.

 

3. Die Exoten kommen aus dem beschaulichen Südwesten. Sie haben die niedrigsten Budgets, werden aber durch Heimstärke, Euphorie und Wir-Gefühl aufhorchen lassen. Die SV Elversberg geht immerhin mit erfahrenen Spielern, wie Goulet, Eichmann und Czakon an den Start, die von Ex-Profi Neale Marmon trainiert werden. Der FSV Salmrohr hat in letzter Sekunde den Klassenerhalt geschafft. Der Verein spielt in einem großen Stadion (15.000), vor meist kleiner Kulisse, und hat kaum Aussichten auf ein weiteres Jahr Drittklassigkeit. Der SC Idar-Oberstein ist bereits jetzt der absolute Kult-Club der Liga. Nach 4 Aufstiegen von der A-Klasse bis in die Oberliga zwischen 1989 und 1995, gelang diesen Sommer sogar der Sprung in die Regionalliga, wo man sich „gut verkaufen möchte.“ Nach dem entscheidenden Spiel verschmolzen jubelnde Spieler und Zuschauer auf dem Rasen des Naturstadions zu einer fröhlichen Knäuel, das lautstark  Fortuna, Fortuna skandierte, um so die große Vorfreude auf das Duell mit dem ehemaligen Bundesligisten zu bekunden. Fortuna wird es dem SC mit einer Auswärtsniederlage in Idar-Oberstein am 28.11.99 danken.

 

4. Die Amateure der Profi-Klubs haben viele hochtalentierte Spieler in ihren Reihen. In der Hinrunde sind diese Teams sehr stark, fallen aber nach der Winterpause meist zurück. Die Leverkusener Amateure sind am stärksten einzuschätzen, der Rest wird bis zuletzt um Platz elf kämpfen müssen.

 

5. Wir selbst sind traditionsgemäß unser größter Gegner.

 

Fortunas Zukunft

Wenn der Vorstand offiziell den 11. Platz als Saisonziel auslobt, beweist er damit, daß er aus den bitteren Erfahrungen der vergangenen drei Jahre gelernt hat. Dieser Realitätssinn ist purer Selbstschutz. Man kann Düsseldorf nicht mit Mailand vergleichen oder vom internationalen Fußball fabulieren, während es immer weiter abwärts geht. Außerdem verhindert man mit bescheideneren Ansprüchen, daß Fortuna auswärts mit gewetzten Messern empfangen wird. Intern hofft man ganz klar auf den Wiederaufstieg. Nur sagt man es nicht, und das ist gut so. Der Verein darf den Aufenthalt im Amateurlager nur als kurzes Intermezzo betrachten. Wir dürfen nicht den Geruch eines Provinzvereins annehmen. Der Abstand zur Bundesliga wird mit jeder Saison größer. Fortuna darf nicht den Fehler machen, in der Drittklassigkeit auf professionelle Vereinsstrukturen zu verzichten. Sollten wir nämlich das Wunder einer schnellen Bundesliga-Rückkehr schaffen, muß die administrative Kompetenz, den dann zwangläufigen sportlichen Erfolgen mindestens einen Schritt voraus sein. Sonst droht wieder der Fahrstuhl in den Keller, weil der Verein den immer schnelleren Veränderungen des Profi-Geschäfts nicht gewachsen ist.

Durch ein ambitioniertes Scoutingsystem müssen potentielle Verstärkungen schon frühzeitig gesichtet und bei Eignung verpflichtet werden, bevor andere Vereine auf diese aufmerksam werden. Auch sollte eine Umstellung des Spielsystems auf 4-3-3 erprobt werden. Das Spielermaterial dafür scheint vorhanden zu sein. Langfristig kann es gewaltige Vorteile bringen, wenn ein erfolgreiches System von allen Mannschaften des Vereins einheitlich praktiziert wird. Wenn man als kleinerer Verein nachhaltig erfolgreich sein möchte, geht das nur mittels Kontinuität, Ruhe und Teamgeist. Wenn dieser Weg von der Fortuna endlich einmal beharrlich verfolgt wird, kann man in 3-4 Jahren wieder Bundesligist sein und es auch für Generationen bleiben. Viel Glück dabei. Wir werden es schaffen.

Tag(s) : #Aktuelles rund um Fortuna Düsseldorf
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