Anfang der 80er Jahre entdeckte ich die englische Hitparade für mich. Der britische Soldatensender BFBS strahlte auf der Frequenz 96,5 jeden Samstag mittag die Top 20 in bundesdeutsche Haushalte. Da wollte ich dabei sein, aber leider waren die von Tommy Vance präsentierten Charts nicht immer so, wie von mir favorisiert. Der englischen Plattenkäufer wurde regelmäßig von unerklärlichen Black-Outs heimgesucht und fischte Gruselsongs wie Joe Dolce's "Shaddup your face", F.R. Davids' "Words" oder Rene & Renato's "Save your love", aus den Regalen, die es sogar bis ganz an die Spitze schafften. Da es immer recht mühselig war, diese "Liedchen" aus den Aufnahmen der kompletten Sendung rauszuschneiden, machte ich mir die Welt einfach so, wie sie mir gefiel und erschuf meine eigenen Charts, die zwischen April 1981 und dem 25.10.1986 wöchentlich "erschienen". Drei Wiederbelebungsversuche in den beiden Folgejahren scheiterten. Und so blieb Dirkis Top 30, Ausgabe No. 271 vom 15.5.1988 die letzte. An erster Stelle damals die leider viel zu früh verstorbene Ofra Haza mit ihrem wunderschönen Im Nin'Alu. Kurioserweise begegnete ich zu dieser Zeit einem jungen Mann, der genau wie ich beschlossen hatte, sein Leben in irgendwelche absurden Listen zu zwängen. Er wurde mein bester Freund. Jeden Freitag lasen wir uns am Telefon gegenseitig unsere eigenen Hitparaden vor, unterschwellig immer im Wettstreit um die "ehrlicheren" Charts. Von Zeit zu Zeit ging unsere Manie sogar so weit, dass wir uns vorwarfen, dass einzelne Platzierungen moralisch nicht einwandfrei zustande gekommen sind ("Du kannst doch nicht jedes Lied von The Fall gut finden?")
Wie das bedauerlicherweise manchmal so ist, klammert man sich mit zunehmenden Alter an das Vertraute, an das was man verstehen kann: Die Vergangenheit!!! Und in diesem Fall demzufolge die Musik des 20. Jahrhunderts. Aber seitdem ich in Besitz eines radiotauglichen Mobiltelefons bin, gebe ich meinen autistischen Neigungen nach und entkomme dem lärmenden Bürochaos durch ein Abtauchen in die Welt von Antenne Düsseldorf, einslive und Co. Was auch nicht immer einfach zu ertragen ist, aber davon an anderer Stelle mehr. Nachdem ich meine Defizite in Sachen moderner Musik nahezu aufgearbeitet habe und 30 einigermaßen aktuelle Songs kenne, bin ich bereit für das größte Chartcomeback aller Zeiten.
Hier also Nummer 272 von Dirki's Top 20 as of February 17th, 2011.
30 | The Black Eyed Peas | Just Can't Get Enough |
29 | Lissie | In sleep |
28 | New Order | Blue Monday |
27 | The Naked and Famous | Young Blood |
26 | MARINA AND THE DIAMONDS | HOLLYWOOD |
25 | White Lies | Bigger Than Us |
24 | R.E.M. | Oh My Heart |
23 | Reamon | Moments like this |
22 | Linkin Park | New Divide |
21 | 30 Seconds to Mars | Closer To The Edge |
20 | Robyn | With Every HeartBeat |
19 | Bilk | Rhythmus meiner Stadt |
18 | Brandon Flowers | Crossfire |
17 | Robbie & Gary | Shame |
16 | Linkin Park | Burning In The Skies |
15 | Seal | Amazing |
14 | Lissie | When I'm Alone |
13 | Linkin Park | Numb |
12 | Bon Jovi | No apologies |
11 | Hurts | Stay |
10 | Bruno Mars | Grenade |
9 | Eliza Doolittle | Pack up |
8 | Rihanna | Russian Roulette |
7 | Kate Perry | Fireworks |
6 | I blame Coco | Self-machine |
5 | David Guetta ft. Kelly Rowland | When Love takes over |
4 | Volbeat | Fallen |
3 | Take That | The Flood |
2 | ADELE | Rolling In The Deep |
1 | Clueso | Zu schnell vorbei |
Anmerkungen:
1.) New Order's Blue Monday ist seit seinem Erscheinen 1983 in der 180.ten Woche vertreten
2.) Für Take That und ähnlichen Mainstream-Sirup in meinen Charts hätte ich mich früher selbst entmannt...
3:) Ich widme diese Neuauflage der Charts Tommy Vance, John Peel und Nico Alexander Haupt
Dirk Fischer, Düsseldorf, 17. Februar 2011